Schlechte Prognose IHK Aachen: Längste Negativphase seit 30 Jahren

In Aachen und Umland erwartet die Mehrheit der Unternehmen schlechtere Monate. Die Industrie hellt leicht auf, Handel und Bau bleiben schwach. Die IHK nennt Zahlen.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen hat in ihrer jüngsten Konjunkturumfrage zum elften Mal in Folge überwiegend negative Erwartungen in Aachen sowie in den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg festgestellt. Nur 19 Prozent rechnen mit besseren Geschäften, 24 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Die IHK spricht von der längsten Negativphase seit Beginn der digitalen Erhebung 1995.
Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen, bewertet die Lage deutlich. Er warnt: "All das ist eine alarmierende Gemengegelage, auf die die Politik endlich reagieren muss." Und weiter: "Die Zeit der Sonntagsreden ist vorbei, wir brauchen endlich Taten."
Aktuell meldet rund ein Viertel der Befragten eine gute Geschäftslage (26 Prozent), 23 Prozent sind unzufrieden. Der Lage-Saldo ist um einen Punkt auf +3 gefallen. Im Zehn-Jahres-Mittel lag die Bewertung mehr als 20 Punkte höher. Die Ertragslage hat sich verschlechtert: Bei 4 von 10 Betrieben ist sie negativ, nur 17 Prozent berichten von steigenden Erträgen.
Positive Signale aus der Industrie
In der Branchenbetrachtung hellen sich nur die Erwartungen der Industrie auf. Erstmals seit Herbst 2022 überwiegen dort wieder die positiven Signale. 26 Prozent der Industriebetriebe erwarten bessere Monate, 20 Prozent rechnen mit Rückgängen. Handel und Bau bewerten ihre Aussichten seit dem ersten Halbjahr 2023 durchweg negativ. In der Industrie liegt die Auslastung bei 77 Prozent und damit weiter unter dem langjährigen Schnitt. Kurzarbeit ist seltener als im Frühjahr, bleibt aber ein Thema.
Als größte Risiken nennen die Unternehmen eine schwache Inlandsnachfrage (61 Prozent) und belastende Rahmenbedingungen der Wirtschaftspolitik (55 Prozent). Fast ebenso viele sehen Fachkräfteengpässe (54 Prozent) und steigende Arbeitskosten (53 Prozent). 43 Prozent erwarten Lohnanhebungen auch in höheren Gruppen durch den höheren Mindestlohn. Die IHK verweist zudem auf hohe Bürokratiekosten. Zusätzlichen Druck spüren Betriebe durch US-Zölle, besonders in der Industrie.
Bayer fordert von Merz: "Herbst der Reformen muss jetzt kommen"
Beim Außenhandel liegt der Exportsaldo knapp positiv. Die IHK berichtet von einem Anstieg auf +2 Punkte. Auslandsumsätze bleiben jedoch oft rückläufig, die Auftragseingänge aus dem Ausland ziehen wieder an. Ein Viertel der Unternehmen rechnet mit steigender Exportnachfrage.
Investitionen bleiben verhalten. 22 Prozent wollen erhöhen, 19 Prozent senken, 15 Prozent gar nicht investieren. Bei der Beschäftigung planen 20 Prozent mehr Personal, etwas mehr rechnen mit Rückgängen. Die Arbeitslosenquote liegt in der Region Aachen bei 7 Prozent, unter dem NRW-Wert, aber über dem Bund.
Bayer erneuert politische Forderungen. "Nennenswerte wirtschaftliche Impulse der neuen Bundesregierung sind bislang ausgeblieben. Der von Bundeskanzler Friedrich Merz angekündigte Herbst der Reformen muss jetzt kommen." Die IHK verlangt grundlegende Entlastungen und mehr Planungssicherheit.
Einzig Stadt Aachen relativ stabil
Schaut man in die einzelnen Kreise und Regionen, ist die Lage nur in der Stadt Aachen relativ stabil. 34 Prozent melden hier gute Geschäfte, 16 Prozent sind unzufrieden. Der Lage-Saldo liegt bei +18 Punkten und ist um 11 Punkte gefallen. Die Erwartungen trüben sich ein. 15 Prozent rechnen mit Verbesserungen, 23 Prozent mit Rückgängen. Der Erwartungs-Saldo liegt bei −8.
In der übrigen Städteregion Aachen bleibt die Lage schwach. 18 Prozent melden gute, 29 Prozent schlechte Geschäfte. Der Lage-Saldo verbessert sich auf −11. Die Erwartung hellt leicht auf, bleibt aber negativ. 20 Prozent erwarten bessere, 26 Prozent schlechtere Monate. Erwartungs-Saldo: −6.
Im Kreis Düren hat sich die Lage etwas aufgehellt. 26 Prozent bewerten sie gut, 19 Prozent schlecht. Der Lage-Saldo steigt auf +7. Die Erwartungen sind ausgeglichen. Je 25 Prozent erwarten Verbesserungen oder Verschlechterungen. Erwartungs-Saldo: 0.
Umfrage wurde mit Industrieverbänden durchgeführt
Im Kreis Euskirchen bleibt es überwiegend negativ. 25 Prozent melden gute, 33 Prozent schlechte Geschäfte. Der Lage-Saldo verbessert sich auf −8. Bei den Erwartungen dominiert Stagnation. 19 Prozent erwarten Plus, 20 Prozent Minus. Erwartungs-Saldo: −1.
Im Kreis Heinsberg wird die Lage knapp positiv bewertet. 25 Prozent melden gute, 22 Prozent schlechte Geschäfte. Der Lage-Saldo liegt bei +3 und sinkt leicht. Die Erwartungen drehen ins Minus. 16 Prozent rechnen mit Zuwächsen, 22 Prozent mit Rückgängen. Erwartungs-Saldo: −6.
Die IHK hat die Umfrage gemeinsam mit den Vereinigten Industrieverbänden Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung (VIV) durchgeführt.
- ihk.de: Konjunkturumfrage der IHK Aachen vom 9. Oktober 2025
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